An welche inneren Hürden bei uns und anderen stoßen wir mit unseren Kindern?

Wenn wir uns entscheiden, „anders“ mit unseren Kindern umzugehen, als das bisher die Norm ist, geraten wir oft erstmal in einen Konflikt. „Die Norm“ kann dabei auch einfach unser direktes Umfeld sein oder wie wir aufgewachsen sind – anders eben als das, was wir kennen, das, was uns um uns herum immer wieder begegnet. Und anders als das, was uns evtl. auch in uns selbst begegnet, wie eine Art innere Stimme.
Die Entscheidung ist oftmals keine bewußte Entscheidung. Vielmehr spüren wir in unserem Bauch, dass es für uns halt eben einfach nur so geht. Oder das etwas nicht geht.
Wenn wir beispielsweise einfach merken, im Familienbett schlafen wir alle besser oder beim Tragen beruhigt sich unser Baby schnell und es fühlt sich richtig an – auch wenn die Nachbarin oder die Freundin oder die Schwiegermama meint, damit würden wir unser Kind nur verwöhnen. Oder unsere Kinder treffen Entscheidungen oder Entscheidungshilfen, weil sie nicht mehr in den Kindergarten wollen oder es ihnen in der Schule nicht gut geht.
Kinder können das (noch) – von Geburt an: das passt nicht für mich, so geht es mir nicht gut – bitte ändere das oder hilf mir, es zu tun; ich kann es selbst noch nicht alleine. Das teilen sie uns mit, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Ob das das Weinen eines Säuglings ist oder irgendein Verhalten, das wir nicht verstehen und das uns vielleicht „unpassend“ erscheint.
Ein Kind kennt noch kein „da mußt Du durch“ – solange, bis es ihm durch Erziehung und co vermittelt wird. Gleichzeitig möchte es unbedingt mit uns in Beziehung sein, mit uns kooperieren, sich uns anpassen.
Und es ist an uns, wie wir damit umgehen. Hören wir diese Signale? Entscheiden wir uns, auf sie einzugehen oder eher, sie zu übergehen ? Wie lange geht das „gut“, das Übergehen?
Manchmal gar nicht – ein hungriger Säugling beispielsweise wird irgendwann anfangen zu weinen und zu schreien, wenn wir frühe Hungerzeichen nicht bemerken.
Wir lernen beständig dazu und haben anfangs noch keine „Landkarte“ für den Umgang mit Themen, für die es uns an (Rollen-)Vorbildern mangelt. Das macht Angst und schafft Unsicherheit. Schließlich wissen wir ja selbst noch nicht so genau, „wie es geht“. Und dann spüren wir noch in uns oder bei anderen Ressentiments. Wenn Dinge dann doch nicht so klappen, wie wir sie uns vorstellen, nicht perfekt sind, das Kind „trotzdem“ nicht „funktioniert“.
Beim Begriff „unerzogen“ oder „Verzicht auf Erziehung“ denken wir z.B. an laissez-faire, an ein „sich schlecht benehmendes Kind“ – was ist überhaupt „schlecht“? Wer definiert das ? Haben wir da noch in uns drin die anerzogene Vorstellung, dass Kinder möglichst leise und unauffällig sein sollen, „hören“ sollen, das tun sollen, was die Erwachsenen sagen? Ganz tief drin ? Erziehung muß doch sein – oder etwa nicht?
Beim Unschooling oder in der freien Schule – was, wenn das Kind nicht den gleichen „Wissensstand“ hat wie die Gleichaltrigen in der Regelschule? Halten wir das aus? Hält unsere Umwelt das aus?

Wo kommt es her, wenn nicht?
Menschen, die frei und selbstbestimmt aufgewachsen sind und völlig in sich ruhen (seltene Spezies 😉 – noch, leider), benötigen meist keine Abgrenzung zu sich selbst oder anderen und fühlen wenig Unsicherheit. Da gilt oft eher „leben und leben lassen“ – ich mache es so, Du machst es vielleicht anders.
Die Gedanken, die inneren und äußeren Stimmen, die kommen meist dann, wenn das, was wir für unsere Kinder oder generell als passend erspüren, nicht dem entspricht, wie wir selbst aufgewachsen sind und vielleicht auch, wie wir selbst leben. Wenn es da irgendwo noch unbearbeitete Themen gibt (vielleicht sogar aus früheren Generationen). Dann meldet sich unser „inneres Kind“ oder wie auch immer man es nennen möchte, etwas in uns drin, das gesehen und gefühlt werden möchte, vielleicht auch einfach angenommen werden möchte. Da ist oftmals Schmerz – und wir neigen dazu, Schmerz nicht empfinden zu wollen, ihn zu vermeiden oder wegzudrücken. (Und doch ist er oft wichtig für unsere Weiterentwicklung.)

Bei den Themen Erziehung oder nicht und Schule oder nicht kommen diese Themen besonders stark zum Tragen. Schließlich sind das Prozesse, mit denen die meisten von uns Erfahrungen gemacht haben – und wo dann gerne auch jeder mal was dazu sagt. Und bei denen die Entscheidungen von anderen oftmals etwas in uns antriggern, eine verschüttete Erinnerung berühren. Fragen aufwerfen, die wir uns vielleicht nicht freiwillig gestellt hätten. Ging es mir in der Schule wirklich gut ? Hat Erziehung mir wirklich „nicht geschadet“ ? Wie war das mit meinen Kindern damals, hätte ich nicht doch Dinge anders machen sollen? Dinge geschehen oft im Kontext von Umständen und Wissen zu einem Zeitpunkt, aber die Versöhnung damit und nicht mit Abneigung oder Aggression zu reagieren, ist auch ein Weg, der erstmal zu gehen ist. Und auf dem ich achtsam mit mir und denen, die mir wichtig sind, sein darf und immer wieder neu austarieren kann.

Wenn Du Begleitung auf diesem Weg möchtest, dann bin ich für Dich da.

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