Erste Kinderbuch-Vorstellung: „Wenn die Ziege schwimmen lernt“

„Wenn die Ziege schwimmen lernt“ von Nele Moost und Peter Kunstreich

Gern möchte ich auch Kinderbücher auf diesem Blog vorstellen. Den Anfang macht ein dünnes Buch aus dem Verlag Beltz&Gelberg, für mich fast DAS Freilern-Buch.

Es ist die Geschichte von der Tierschule, mal ein bißchen anders erzählt.

Es gab mal eine Zeit, da kamen alle Tiere in die Schule. Freude und Begeisterung des ersten Schultags lassen schnell nach – Schwimmen, Fliegen, Klettern und Laufen stehen für alle von Ameise bis Zebra auf dem Programm.  Da ist die Ente, die beim Schwimmen große Erfolge erzielt. Da ist das Pferd, das sich beim Hochklettern des Baumes, den Baum mit seinen vier Hufen umklammernd, seeeehr schwer tut und sich blöd vorkommt – aber Lob vom Lehrer kassiert. Die Ente macht beim Klettern auch keine bessere Figur – allerdings ist sie immerhin noch kein ganz so „hoffnungsloser Fall“ wie  der Fisch.

Die Raupe gar, die weigert sich: nein, sie müsse jetzt nicht fliegen lernen. Sie habe erstmal Hunger und bis zum nächsten Blatt könne sie auch kriechen. Das Fliegen, das könne sie vielleicht später einmal lernen. (Geflogen ist sie dann trotzdem gleich, allerdings von der Schule, wegen frechen Betragens.) Und so geht es weiter – die Ziege, die nicht recht schwimmen kann. Der Elefant, dessen Nachhilfelehrer, die Eule, gar nicht verstehen kann, warum dem Elefant Fliegen gar so schwer fällt und er so weint ob seines Flugversagens. Bei der Ameise scheiden sich die Geister: ist der Kletterlehrer begeistert darüber, mit welcher Inbrunst und Kraft sie ständig riesige Brocken zum Ameisenhaufen trägt, ist sie für den Rest des Lehrkörpers ein Fall für die Sonderschule, weil sie an nichts anderem als an ihrer Lieblingsbeschäftigung Interesse zeigt und trotz aller Mühen weder zum Fliegen noch zum Schwimmen zu überreden ist.

Und dann, ach, die Ente ist nicht mehr Klassenbeste im Schwimmen, denn sie hatte vom Klettern-Üben einen riesigen Muskelkater und hatte sich völlig überanstrengt – da bekam sie Note 5.

Das Schuljahr vergeht, und am Ende des Jahres konnte kein Tier mehr etwas wirklich gut. Alle bekamen lauter Dreier und Fünfer im Zeugnis. Die Lehrer schüttelten die Köpfe über ihre „gänzlich unbegabten Schüler“, bis ihnen schwindlig wurde von der Schüttelei.

„Als sie wieder zu sich kamen, packten sie ihre Siebensachen und gingen auf und davon. Da wussten die Schüler erst gar nicht, was sie tun sollten. Der Elefant und das Pferd rannten über die Wiese. Die Ziege und die Raupe fraßen saftige grüne Blätter, bis sie überhaupt nicht mehr konnten, und die Ameise baute sich einen schönen großen Ameisenhaufen. Und jeder machte seine Sache richtig gut.“

Es geht um Stärken und Schwächen und darum, dass nicht jeder alles können muss. Dass es dafür niemanden  braucht  – oder welche Art von Begleitung zumindest definitiv nicht hilfreich ist: von jedem das Gleiche verlangen, Noten, Lob und Tadel, Orientierung auf das, was nicht klappt.

Fasziniert haben mich auch die Rezensionen auf amazon dazu. Von Eltern wie Lehrerseite sind sie so unterschiedlich; teils zustimmend, teils ängstlich-ärgerlich – eine empfiehlt gar, man solle den Kindern beim Vorlesen sagen, dass das ja eine Quatschschule sei, um sie ja nicht zu verwirren oder ihnen die Schule negativ zu reden.

Dabei merken Kinder doch, wie die agieren, die mit ihnen lernen. Und einen gewissen Spielraum haben doch selbst die mit Lehrplan 😉

 

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4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Ich habe mir das Buch zugelegt und bin begeistert! Ich habe es gleich herumgereicht und einige kannten es sogar schon. Am schärfsten finde ich, dass das Buch oder allgemein der Vergleich mit Tieren sogar von der Schule aufgegriffen wurde:
    http://bidok.uibk.ac.at/library/schueler-kommentare.html

    Ich habe den Verdacht, dass Schule die in dem Buch aufgeworfene Fundamentalkritik ganz einfach dadurch entschärft, dass sie die Kritik oberflächlich behandelt und dann zum Tagesgeschäft übergeht.

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