So, heute bin ich dran mit meinem Beitrag zur Blogparade von Jasmin von Mamaherz und Bauchgefühl zu den Vorsätzen für 2016.
Das neue Jahr hat angefangen, viel ist von „guten Vorsätzen“ die Rede. Meine Timeline explodiert nahezu damit. Einer sagt, ich solle mir einen möglichst detaillierten Plan machen; der nächste sagt, am besten gar keine Vorsätze. Und nun?
Ich möchte mich heute also ein bisschen Zielen und Vorsätzen in großem und kleinem Stil widmen.
Der „Vorsatz‘“ gefällt mir schon rein sprachlich nicht; vielleicht habe ich zuviel Nähe zur Juristerei, aber ich denke da immer an den strafrechtlichen Tatbestand. Und „vorgesetzt“ bekommen mag ich auch nichts, oder anderen etwas vorsetzen und sie somit fremdbestimmen. Viele Neujahrsvorsätze haben ja auch einen Gutteil Fremdbestimmung: sind da nicht Sachen dabei, von denen wir (oder vielleicht sogar jemand anders- in uns ;-)) meinen, wir „sollten“ sie tun?
Der Gestaltpsychologe Kurt Lewin spricht von „Vornahme“, das gefällt mir schon besser – es ist selbstbestimmter, ICH kann mir etwas vornehmen. Initiative und Umsetzung gehen von mir aus.
Definition?
Aber zurück zu Vorsatz/Vornahme und Ziel.
In der Psychologie ist ein Vorsatz sehr spezifisch in Ort, Zeit, Art und Weise der Handlung – eine wenn-dann-Folge sozusagen: „Wenn Situation X eintritt, werde ich Verhalten Y ausführen!“
Das Ziel, oder die Zielintention, ist dahingehend weniger spezifisch. Es geht eher um eine Absichtserklärung für ein bestimmtes Ergebnis; es heißt eher nur „ich will Z erreichen“. Rein empirisch betrachtet ist die Erfolgswahrscheinlichkeit am höchsten, wenn beides – also Vornahme und Zielintention – zusammentrifft.
Das bedeutet, am ehesten erreiche ich der Beobachtung nach das, was ich mir vorgenommen habe, wenn ich das große Ganze in Etappenhappen mit direkter, spezifischer Handlungsanweisung aufteile.
Ganz grob betrachtet ist das ja auch so. Ich erfülle landläufig den Tatbestand von „beruflich erfolgreich sein“, wenn ich viel Geld verdiene, einen Titel habe oder eine hohe Position in der Hierachie eines Unternehmens bekleide. Ist das aber das, was ich möchte? Und was gibt es noch am Wegesrand, was dazu beitragen oder das verhindern kann? Und „wenn-dann“ versperrt mir ohnehin den Blick dafür, was vielleicht möglich wäre, ob ich vielleicht eine passendere Option habe als das, was ich mir am Anfang überlegt hatte.
Aber was fange ich nun an mit meinem neuen Jahr?
Ziele oder Fluss? Sehr zutreffend finde ich den Satz: „Wer keine Ziele hat, kommt auch nirgendwo an“. Ich brauche eine gewisse Richtung, eine Fokussierung, sonst verteile ich meine Energie überall und nirgends. Wie detailliert diese ist, ist wieder eine andere Sache, und unterwegs geändert oder nachjustiert werden darf sie natürlich auch, ebenso wie das Ziel. Vielleicht erweist es sich auf dem Weg als nicht mehr zutreffend, nicht mehr passend? Oder ich habe mich in meinem Ziel getäuscht? Und nicht zuletzt ist es auch manchmal sehr wichtig und wunderbar, nirgendwo anzukommen, Dich einfach dem Fluss hinzugeben und zu schauen, wohin er Dich treibt.
Alles zu seiner Zeit. Alles hat also seine Zeit. Manchmal ist die Zeit für die großen Dinge, manchmal für die kleinen. Manches Ziel, manche Vornahme habe ich vielleicht nicht erreicht, weil ich tief im Inneren noch nicht bereit dafür war. Das ist bisweilen schmerzhaft, aber ohne losgegangen zu sein, hätte ich es gar nicht gewusst. Und so bin ich wieder ein bisschen gewachsen, habe mich wieder ein bisschen weiterentwickelt, wieder ein bisschen näher kennengelernt. Ein anderer ist da vielleicht schon weiter auf seinem Weg. Was für ihn ein Steinchen ist, ist für mich noch ein Riesenberg.
Nicht jede Aktion passt zu jeder Situation und zu jedem Ziel. Und auch: wie sind gerade meine Lebensumstände? Oder was erfordert eine bestimmte Sache? Ist es die Zeit für Marathon oder für Sprint?
Die Ziele gehören zu jemand anderem. Oder es waren gar nicht Deine, sondern gesellschaftliche Vorstellungen, Vorstellungen der Umwelt, der Freunde oder der Familie, die Du meintest umsetzen zu „müssen“ ? Oft ist Dir da die Sprache eine Hilfe: „müssen“ tun wir eigentlich nahezu gar nichts; „sollen“ ist meist ein guter Indikator für einen Gedanken, der nicht aus einem selbst kommt (genau wie das Wörtchen „man“): da stecken häufig die Vorstellungen von jemand anderem dahinter –häufig gar nicht direkt sichtbar, oft auch in Form von alten Mustern und erlernten Verhaltensweisen, und von Erziehung. Du hast diese vielleicht verinnerlicht, aber gaaanz tief drin sperrt sich etwas in Dir dagegen, und drum klappt die Umsetzung nicht.
Es sind nicht Deine Werte. Vielleicht ist es Dir das betreffende Thema auch schlicht und ergreifend überhaupt nicht wichtig – für eine andere Person kann es die Welt bedeuten – , oder Du hast einen anderen Standpunkt dazu.
Typsache. Und nicht zuletzt ist es auch einfach Typsache. Mancher ist vielleicht eher der Typ für die kleinen Schritte, ein anderer braucht den ganz großen Cut zum Erfolg? Für den einen ist es beispielsweise der richtige Einstieg in eine Ernährungsumstellung, jeden Tag einen grünen Smoothie zu trinken, bis sich diese Gewohnheit etabliert hat, und dann einen weiteren Schritt zu gehen, z.B. insgesamt weniger Fleisch zu essen oder mehr Rohkost in seine Ernährung zu integrieren. Andere fahren für sich besser damit, gleich zu 100% umzustellen. Was für Deinen Partner, Deine Freundin, einen anderen Blogger super passt, muss für Dich noch lange nicht das Richtige sein.
Angst. Nicht selten spielt auch Angst eine Rolle. Und die Angst ist grundsätzlich ja gut, will uns schützen, nur manchmal stellt sie uns dann auch ein Bein, wenn sie zu groß geworden ist und sich sozusagen verselbständigt hat.
Von allem etwas. Häufig, vielleicht sogar meistens, ist es auch eine Mischung aus mehreren oder allen Komponenten. Zum Beispiel rauche ich seit 10 Jahren nicht mehr. Zuvor hatte ich ich weiß nicht wie oft versucht aufzuhören, mit verschiedenen „Methoden“. Und mit unterschiedlichen Gründen oder Begründungen. Oder es sogar für einen gewissen Zeitraum vermeintlich „geschafft“ – manchmal spürte ich allerdings innerem Kampf, überwand ihn mit Willenskraft; um dann nach einer Weile oder sogar nach Jahren wieder anzufangen. Passend für mich war, als mir eine Bekannte auf einer Feier erzählte, sie hätte einfach beschlossen, die nächste Zigarette nicht zu rauchen. Und wenn das geschafft war, dann wieder die nächste nicht usw. Der Suchtjieper verliert mit der Zeit seinen Schrecken, denn er dauert nur maximal eine Minute, und er wird mit der Zeit und dem Nicht-Füttern schwächer. Es gibt dieses Monumentum von „ich darf nie wieder rauchen“ nicht, denn ich kann ja jederzeit aufhören. Es ist kleinschrittiger – nur die nächste nicht… Mein Mann hat bereits Jahre vor mir aufgehört zu rauchen, mit einem bekannten Nichtraucher-Buch. Ich schleppte dieses Buch monatelang mit mir herum, auch auf diversen Reisen, las auch darin. Fertig gelesen habe ich es allerdings nie. Bis zu dem Punkt „Bitte rauchen Sie jetzt die letzte Zigarette Ihres Lebens“ bin ich nie gekommen – und ich lese eigentlich schnell und viel 😉
Sei ein bißchen nachsichtig mit Dir und anderen und erlaube Dir zu üben. Denn es ist ein bisschen wir beim Sport: ist der Schritt momentan zu gross gewählt, ist das Ergebnis vor allem Muskelkater. Ach Mist, schon wieder nicht geschafft, schon wieder rumgebrüllt, schon wieder das falsche Essen, schon wieder nicht Super-Mom gewesen. Das erzeugt vor allem Frust.
Und manchmal durchkreuzt das Leben den schönsten Plan 😉 Es hilft, dafür offen zu sein – vielleicht hält es ja einen neuen Weg bereit?
Wenn ich also überhaupt eine Empfehlung mit auf den Weg geben möchte: erlaube Dir, zu schauen, was wann für DICH am besten passt. So vermeintlich einfach und doch oft die größte Herausforderung.
Liebe Lena,
wie du wieder so wahre Worte findest. So passend und treffend.
Was habe ich mir einen Stress gemacht … mit den Vorsätzen und Plänen … dabei sind kleine Schritte – und die nur einmal am Tag gegangen – mehr Wegstrecke, als jeder Vorsatz, der schon am 2.1. umgeschmissen wird.
Und tatsächlich bin ich gerade dabei eine kleine Vornahme in mein Leben zu integrieren.
Große Visionen, Pläne und Ziele – davon habe ich viele. Aber es ist vor allem der Weg dahin, der uns doch alltäglich begleitet.
Machen wir ihn uns einfach ein bisschen schöner. Für einen kurzen Moment. Und dann? Mal weitersehen.
Herzliche Grüße,
~Tabea
Liebe Tabea,
danke Dir! Ich freue mich sehr, wenn Dir der Beitrag hilft.
Ja, das ist ganz wichtig, auch mit kleinen Schritten kommt man an. Wenn man stehenbleibt, nicht.
Und ich glaube, so können wir die Balance finden, unsere Ziele nicht aus den Augen zu verlieren in den Anforderungen des Alltags und aber auch nicht unter ihnen als Last zusammenzubrechen.
Ganz liebe Grüße
Lena