„Schule – nein danke ! Kinder als Freilerner“ – Sendung in der WDR-Mediathek… und Gedanken zur Bildungsfreiheit

Gestern abend kam eine schöne Sendung im WDR-Format „Menschen hautnah“, die drei Freilerner-Familien portraitiert. Hier der Link zur Mediathek, die Sendung kann dort noch angeschaut werden:

WDR-Sendung „Schule – nein danke! Kinder als Freilerner“

Eine Sendung, die das Leben ohne Schule für Menschen aus Deutschland so zeigt, wie es eben ist – das Leben von „ganz normalen“ Familien eben, mit allen Ähnlichkeiten und allen Unterschieden, so wie das Leben nunmal ist. Nur mit dem Unterschied, dass diese Familien sich teilweise verstecken müssen, teilweise auswandern – weil sie einfach durch die Tatsache, dass es in Deutschland keine Bildungsfreiheit wie in anderen Ländern gibt, zu Gesetzesbrechern werden. Ist das nicht irrsinnig ? Im Kinofilm Being and Becoming von Clara Bellar sagt ein französischer Vater sinngemäß übersetzt „Schule ist ein Angebot, das wir nicht nutzen“.  Genau so ist es doch ! Oder ich habe immer noch im Ohr ein Statement von einer Mutter in einem Filmchen über ein Sommercamp oder ähnliches der österreichischen Freilerner vor ein paar Jahren – und da hat Österreich sogar zumindest eine Unterrichtspflicht – (ebenfalls sinngemäß): „Momentan passt es so, ohne Schule, wenn das nächstes oder übernächstes Jahr nicht mehr so ist und sie gerne in die Schule möchte, dann geht meine Tochter dann halt eben in die Schule“. (Just als ich diese Zeilen schreiben, spült es mir den Trailer des diesjährigen Sommertreffens der österreichischen Freilerner in die Timeline: Videotrailer Sommertreffen freilerner.at) Es IST tatsächlich so einfach – eigentlich.

In Deutschland ist das momentan keine Entscheidung, die man „einfach so“ treffen kann. Da muß man entscheiden, ob eine Auswanderung machbar und für alle das Richtige ist, denn oft gehört ja mehr als ein Kind zur Familie – und jedes Kind ist eine eigene Persönlichkeit, nicht für alle ist das Gleiche richtig. Ob man die Zelte abbrechen möchte. Oder ob man bleibt, sich versteckt. Oder den Weg über die Behörden geht. Oder eine der Freien Schulen wählt – es gibt einige Wenige, die wirklich richtig richtig toll sind, aber nicht in jedem Ort gibt es eine (geringfügige Untertreibung… hüstel…), auch das bedeutet oft großen Aufwand und ist auch finanziell nicht für alle Familien zu stemmen. Manchmal gehen ganze Ehen oder Familien unter der Belastung kaputt. Der „Vorteil“ des Ganzen ist, das jeder sich wirklich wirklich überlegen muss, wo er steht im Leben, Entscheidungen treffen muss, statt dahinzudümpeln, sich ganz stark mit sich selbst auseinander setzen muss, sämtlichen Ängsten direkt tief in die Augen sehen muss, auch aus der eigenen Vergangenheit und Erziehung aufarbeiten muss. (Diese Vorteile bringen allerdings bisweilen auch schwere Erkrankungen und andere Lebenskrisen mit sich. Es ist ja wirklich so, jede Krise ist zugleich auch eine große Chance. Aber das hatte der Gesetzgeber vermutlich nicht zum Ziel dabei.)

Fakt ist, dass aus der zuvor bereits ganz oder teilweise existierenden Schulplicht mit dem Reichsschulgesetz von 1938 ein Schulzwang wurde. Damals entstand die Schulanwesenheitspflicht, wie wir sie heute kennen.  Die Gründe, warum dies eingeführt wurde, sind relativ klar. Allerdings besteht es nach wie vor. Jedenfalls ist es allerhöchste Zeit, dass es hier eine Änderung gibt. Menschen zu einem Aufenthalt in bestimmten, nicht selbst gewählten Räumen und zu nicht selbst bestimmten Zeiträumen zu zwingen, ist weder zeitgemäß noch sonderlich vorzeigenswertes Kennzeichen eines modernen, freien Staates.

Es wird Zeit für Bildungsfreiheit, Zeit, dass die Mauern fallen.  

 

 

Bildnachweis: Unsplashed, Daniela Cuevas

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