Von Mütter- und Eltern-Teams, Eltern-Kind-Büros, Rockzipfeln und Coworking Toddlers – mit Kind kann ich ja gar nicht arbeiten* (*/studieren/Abschlussarbeit schreiben/mal was nähen/ein Buch lesen) – oder doch ? Die etwas andere Alternative zur Kinderbetreuung – Teil 1

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Dein Kind (oder Deine Kinder) geht nicht in die Krippe oder KiTa oder in den Kindergarten. Vielleicht sind die Gruppen zu groß, Dein Kind möchte nicht hin. Die Eingewöhnung „klappt“ nicht. Dein Kind klebt an Deinem „Rockzipfel“. Dein Kind möchte gar nicht zu anderen Erwachsenen. Dein Kind interessiert sich noch nicht sonderlich ausschliesslich für andere Kinder. Dein Kind ist hochsensibel. Die „Konzepte“, die es bei Dir vor Ort gibt, passen vielleicht nicht für Euch. Dein Kind findet es super, „unter Kindern“ zu sein – aber nur 1-2x pro Woche und/oder nur 1-2 Stunden. Dein Kind braucht viel Rückzugsraum oder findet „Betreuungsschlüssel“ doof. Du genießt eigentlich die Zeit mit Deinem Kind oder Deinen Kindern. Ihr lebt bedürfnisorientiert und Du weißt, dass das Gras nicht schneller wächst, wenn man dran zieht. Du kennst Dich mit Attachment Parenting und artgerecht usw. aus, weißt einiges über Bindungstheorien und der Sache mit den Wurzeln und den Flügeln und weißt: Dein Kind verhält sich evolutionär ganz normal – mag aber nicht mit den Betreuungsmodalitäten des 21. Jahrhunderts kooperieren. Und und und….Gründe und Möglichkeiten nicht abschließend.

Du möchtest aber auch etwas arbeiten, im Home Office oder Dein Business starten oder voranbringen. Oder Du studierst, vielleicht schreibst Du auch gerade eine Abschlussarbeit. Oder Du bildest Dich im Selbststudium fort. Gerade unter Freilernern gibt es ja durchaus auch Tätigkeiten für Groß und Klein, für die man Dir keinen KiTa-Gutschein (oder was auch immer in Deiner Stadt oder Gemeinde Dir den „Anspruch“ auf „Kinderbetreuung“ „vergönnt“) gibt. Du möchtest, dass Dein Kind auch andere zugewandte erwachsene Bezugspersonen bekommt. Du magst die Online-Überweisung oder die Sortierung der Belege für die Steuererklärung nicht nur abends oder nachts machen. Du möchtest mal ein bisschen was nähen, eine Hose stopfen, ein Schlüttli stricken oder einfach mal seichte Literatur lesen. Du möchtest andere Erwachsene treffen, die vielleicht sogar ähnlich „ticken“ wie Du. Du hast keine Oma vor Ort, Babysitter klappt auch nicht, Du liebst Dein Kind abgöttisch – brauchst aber zur Vorbeugung des Mutter-(oder Vater-)Burn Outs eine gewisse Entlastung, nicht permanent nur alleine zuständig zu sein. Euer Schlaf- oder Biorhythmus passt irgendwie nicht zu gängigen „Öffnungszeiten“. Dein Kind möchte mit anderen Kindern spielen. Und und und… ebenfalls nicht abschließend.

Vielerorts, gerade außerhalb der großen Städte, bringt „Kind zuhause“ Mama oder Papa ja auch in eine nicht gerade selbstgewählte Isolation, da die Spielplätze leer sind, die Kinder oft bis 16.30 Uhr oder 17.00 Uhr in Betreuung, danach vielleicht noch in Vereinen, dann bleibt bis Abendbrot und Ins-Bett-Gehen oft nicht mehr viel Luft. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht, und ich höre und lese das auch von vielen Eltern. Manchmal sind Eltern gar nicht überzeugt von KiTa oder KiGa, aber das Kind geht dann trotzdem hin, „damit es unter Kinder kommt“. Wenn das jeder macht – merkt Ihr was? Wo sind all die Kinder hin 😉

Ja, und nun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die (bis auf den Coworking Toddler und ähnliche Modelle) alle eine Gemeinsamkeit haben: einen Vor- und einen Nachteil. Nachteil: sie bekommen keine öffentliche Förderung. Vorteil: sie bekommen keine öffentliche Förderung. Als Nachteil erschließt es sich meist schnell: die Kosten, weiß ja mittlerweile nahezu jeder, dass Krippen- und Kindergartenplätze (und Schulplätze) staatlich-steuerlich hochsubventioniert sind, die Gebäude, die Betreuungssicherheit (wobei …. wie war das doch gleich mit den KiTa-Streiks? Und warum? Anderes Thema – mindestens eins). Der Vorteil: wenn ich nicht gefördert werde, bin ich auch frei. Ja. Dinge zu tun und zu gestalten, wie es für mich und meine Familie passt. Ich brauche mich oder die Sache, um die es mir geht, nicht in ein Korsett oder einen Rahmen zu pressen. Ich muss keine bestimmten Auflagen erfüllen und habe eventuell Zugang zu ganz anderen Räumlichkeiten oder Möglichkeiten. Wir haben keine Altersgrenzen (U3, Ü3, was auch immer…).Und –wir sind hier ja auf dem Freilern-Blog 😉 – wir unterliegen keinem frühkindlichen Bildungsplan.  So. Wie mache ich das aber nun ganz praktisch?

Mehrere Möglichkeiten:

  • Das Mütterteam oder Elternteam: der niedrigschwellige Einstieg. Mehrere Familien – mindestens zwei (logisch), besser drei, bis ungefähr fünf, vielleicht maximal sechs – tun sich zusammen. In dieser Größenordnung kann man sich meist auch gut noch in privaten Räumen treffen, beispielsweise auch bei jemandem zuhause. Vielleicht gibt es aber auch in einem Nachbarschafts- oder Familienzentrum ein mögliches Domizil. Günstig ist es, wenn man den Bereich zum Arbeiten und den zum Spielen schon ein bisschen voneinander trennen kann. Ihr trefft Euch erstmal „einfach so“ und lernt einander kennen. Nach meiner Erfahrung ist der Übergang dann meist fließend: in seinem eigenen Tempo entscheidet das Kind, wann es auch ohne Dich Kontakt zu anderen aufnimmt. Und oft kommt dieses Vertrauen sehr schnell, und dann kann Mama (oder Papa) auch mal nach nebenan gehen und dort telefonieren, arbeiten, wie auch immer. Auch das sich von anderen trösten lassen oder frustrierende Situationen auflösen geht in diesem Kontext oft relativ schnell – die Sicherheit ist ja immer da: Mama ist nebenan. Aus meiner Erfahrung und Beobachtung – sicherlich auch nicht repräsentativ, aber doch wiederkehrend – kommen auch sehr kleine und sehr bedürfnisstarke Kinder so oft gut rund eine Stunde – mal mehr, mal weniger – gut klar, und dann auch wiederholt, wenn sie nach dieser Zeit mal zwischendurch wieder ein bisschen Mama tanken können. Im Grunde betreuen die Eltern dann reihum: während einer im Nachbarzimmer am Laptop sitzt, spiele ich mit unser beider (oder drei oder vier) Kindern – oder koche mit den Kids für alle das Mittagessen ;-). Vielleicht alleine, vielleicht mit anderen Erwachsenen zusammen. Irgendwann wechseln wir uns ab, und ich arbeite. Und klar – Freiwillige, die ohne Einbringung eines eigenen Kindes einfach mithelfen wollen, sind auch gerne gesehen, auch besteht evtl. die Möglichkeit einer Art „Praktikum“, vielleicht auch ein oder mehrmals in der Woche über mehrere Wochen. Oder Mamas, die gar nichts arbeiten wollen, einfach mit ihrem Kind etwas „Anschluss“ suchen und  freiwillig mit den Kindern ein Angebot machen. Oder oder oder… was einem so einfällt.

Wieviele Mütter/Familien man „braucht“, hängt freilich von verschiedenen Faktoren ab: Wie ist der Rhythmus der Familien, zu welchen Zeiten passt es für alle oder zumindest für einige ? Wer will sich täglich treffen, wer vielleicht zweimal in der Woche? An welchen Tagen, zu welcher Zeit ? Wieviele Kinder sind es insgesamt, wie ist die Altersstruktur? Wer braucht fixe Termine ? Oder will ich ganz flexibel sein? Und natürlich ist auch mal jemand krank – eine Krankheitswelle im Winter hat unser Elternteam nahezu stillgelegt über Wochen. Wenn es zumindest mehrere Familien sind, hat man eine gewisse Rückfallebene. Mütter-/Elternteams eignen sich gut für den Einstieg, wenn man vielleicht ein Eltern-Kind-Büro gründen möchte, zum Kennenlernen, für einen kleineren und flexiblen Stundenrahmen. So schreibt es auch die liebe Nicola vom artgerecht Projekt und dem Windelfrei-Blog, die den Gedanken der Mütterteams bereits in 2009 kurz vorgestellt hat: http://windelfrei.blog.de/2009/01/29/muetterteams-iii-5465835/ Mütterteams sind außerdem prima für kleine Menschen, denen es mit einer größeren Zahl Kinder und Menschen um sich herum schnell zu viel wird oder die tendenziell eher ein 1:1-Miteinander oder nahe dran brauchen.

Wie und wo finde ich aber andere Familien für ein solches Team?

Örtliche Krabbelgruppen und Kurse sind eine gute Anlaufstelle, gerade wenn man da vielleicht auf Angebote aus dem attachment parenting-nahem Umfeld zurückgreifen kann, wie Stillgruppen oder Einfach-Eltern- oder artgerecht-Kurse. Vielleicht gibt es auch einen Kontakt zu einem Geburtshaus o.ä..

Und natürlich im Internet: so gibt es schon Facebook-Gruppen für

„Mütterteams NRW“  (https://www.facebook.com/groups/556951891105249/?fref=ts) und

„Mütterteams Wiesbaden“ (https://www.facebook.com/groups/1512107312406368/?fref=ts)

und ich habe eine überregionale Facebookgruppe gegründet für die Suche nach möglichen Mitstreitern oder für Gründungsinitiativen:

„Mütterteam-, Elternteam-,Rockzipfelinitiativen und die es werden wollen“ (https://www.facebook.com/groups/642652859199633/?fref=ts) .

Wer ohnehin in die Freilernerrichtung geht, kann vielleicht auch in der

Schulfrei-Community (www.schulfrei-community.de) nach anderen Menschen mit ähnlichem Wunsch suchen.

 

Oder meldet Euch einfach hier auf dem blog.

 

Beim nächsten Mal wird es in Teil 2 um Eltern-Kind-„Büros“ und Coworking Spaces mit Kind gehen.

 

Bildmaterial: unsplash.com, Morgan Sessions

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8 Kommentare, sei der nächste!

  1. DANKE!! Endlich mal das, was ich gesucht habe, wofür ich aufgrund genau DESSEN nämlich noch keine Zeit hatte.
    Danke an alle MamasPapasKinders, die mitmachen!

  2. Hatte das grad schon unter einem anderen Beitrag geschrieben, wie passend:
    Was Coworking-Toddler betrifft, so gibt es da auch einige Familien, die ich eher als Family-Coworking betiteln würde. Ich bin nur auch nach zwei Jahren immer noch nicht im Bilde, wie viele und welche Familien das sind oder sein können, da sich die Projekte stapeln. Ein paar Samen sind bereitsgesetzt, siehe zB http://thefamilyfriends.com/coworking

  3. Hallo!

    Die Elternteam-Idee ist wunderbar! Ich habe ein Forum erstellt, das thematisch genau dazu passt: http://www.findedeinenclan.forumo.de
    Ich würde es begrüßen, wenn das Forum genutzt wird um andere Familien in der eigenen Umgebung zu finden. Das Forum hat für jedes Bundesland eine Kategorie, in der ein Gesuch eingetragen werden kann. Das ist etwas übersichtlicher als die Suche per Facebook.

    Wenn das Forum fleißig geteilt wird, bin ich mir sicher, dass sich Teams zusammen finden!

    Liebe Grüße
    Petra

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