Arbeiten mit Kind – Teil 2

Rockzipfel / Eltern-Kind-Büros / Coworking Spaces mit Kind / Family Workation weltweit

Sooo, endlich, lange hat es gedauert, vor lauter Bildungskonferenz komme ich zu gar nichts anderem mehr ! Hier endlich Teil 2 zu Arbeiten mit Kind – hier ist Teil 1 : Von Mütter- und Eltern-Teams, Eltern-Kind-Büros, Rockzipfeln…   Coworking spaces sind seit einigen Jahren sehr beliebt, es gibt sie in fast allen größeren Städten und natürlich mittlerweile auch an schönen Stränden der Welt. Das Prinzip ist einfach: wer sonst z.B. (angestellt oder selbständig) im Home Office arbeitet, mietet sich einen Schreibtisch oder häufig auch einfach nur die Möglichkeit auf einen Platz, an dem er (oder sie..:-)) mit seinem Laptop oder was auch immer gebraucht wird einfach loslegen kann. In Gesellschaft von Menschen in gleicher Situation, vielleicht Gleichgesinnten – Kontakte und Synergien entstehen. Aber: in dieser Form nicht gerade der ultimative Hit mit Kind 🙂   Die Lösung – klar: Coworking MIT Kind 🙂   Tat sich seit der Gründung des ersten Rockzipfels in Leipzig 2007 und der ersten Mütterteams in Berlin 2009 nicht allzuviel in der öffentlichen Wahrnehmung, sind die verschiedenen hier möglichen Modelle nach meinem Eindruck und Blick in die Kristallkugel 😉 aktuell im Kommen oder werden das in Kürze tun. Inzwischen liegt auch die erste mir bekannte universitäre Arbeit zu diesem Thema vor, aktuell aus dem letzten Wintersemester, eine Bachelor Thesis (allerdings noch nicht freigegeben).

Für wen ist das überhaupt interessant?

  • Zunächst einmal die „klassische Klientel“: Selbständige/Freiberufler/Freelancer, die recht mobil sind, nicht irgendwo vor Ort tätig sein müssen und nicht auf allzu umfangreiches oder immobiles Equipment angewiesen sind. Beispiele wären oft Autoren, Journalisten, IT-ler, ggf. Architekten, Ingenieure, Leute aus dem Web- und Social Media-Bereich etc.
  • Angestellte, die remote / im Home Office arbeiten können
  • Digitale Nomaden mit Kindern (sofern sie ggf. mehrere bases haben – oder ggf. als family workation)
  • Also jede Art von ortsunabhängigem Business
  • Hausfrauen und Mütter und Hausmänner und Väter (Hausmenschen und Eltern?) 🙂
  • Eltern in Elternzeit
  • Studenten
  • Wer sich evtl. in Elternzeit u.ä. umorientieren möchte (oder muß)
  • Für jede Art von Selbstudium, schau mal hier, auch sowas kann dort stattfinden, ein autodidaktisches Semester: http://www.handlungsspielraum-berlin.de/autodidaktisches-Semester
  • Fernstudium, Onlinekurse…
  • wer mit Kind nicht in die KiTa, aber regelmäßig „unter Menschen“ will – und das nicht in unterschiedliche Kurse, sondern um auch ggf. die gleichen Menschen wiederzutreffen, eine Beziehung aufbauen zu können
  • alle, die berufliche oder sonstige Schaffens-Leidenschaft und Familie besser vereinbaren wollen
  • …was immer dir einfällt ….

Oft höre ich oder lese ich, wenn ich von Rockzipfel und Co erzähle (oder schwärme :)) „das ist ja super – aber das kommt für mich doch gar nicht in Frage“ – „Ich habe doch einen festen Job, ich muß ja auch in den Job zurück“ – Kann sein – vielleicht gibt es aber doch Zeiten oder Gelegenheiten… Mir begegnen immer wieder Mütter, die sagen, „ich möchte mein Kind noch gar nicht mit einem Jahr in die KiTa geben“, „ich kann nicht Teilzeit arbeiten in meinem Job“, „ich möchte ohnehin etwas anderes machen“, „Mein Kind kommt dann in die KiTa, wir sehen gar keine anderen Kinder und mir fällt die Decke auf den Kopf“,“mein Kind geht nicht in den Kindergarten“ – und vielleicht lässt sich der Chef/die Chefin mit so einer Lösung doch von einem teilweisen Home Office überzeugen? Ansonsten ist es wie mit allem – die wenigsten Dinge will jeder oder sind für jeden geeignet. Aber für wen es genau das Richtige ist – go for it !

Welche Möglichkeiten gibt es da und um welche wird es hier gehen?

  • Eltern-Kind-Büro in Unternehmen oder an der Uni: meist einzelne Räume, die übergangsweise oder als „Notlösung“ gedacht sind, wenn gerade die „normale“ Kinderbetreuung ausfällt oder Ferien macht; getrennt von den „normalen“ Arbeitsbereichen und mit einem mehr oder minder großen und ausgestatteten Spielbereich versehen. Einzige Betreuung sind die anwesenden Eltern, je nach Unternehmen ist man also mit Kind allein im Raum, an Universitäten sind die Räume oft schon etwas mehr bevölkert.

 

  • Kommerzielle Coworking Spaces mit Kind,teilweise mit angeschlossener KiTa mit professionellen Erzieherinnen oder Tagesmüttern: meist ist eine KiTa direkt angeschlossen bzw. mindestens im gleichen Gebäude. Das spart Wege, und teilweise gibt es auch mehr gemeinsame Zeiten mit den Eltern, als es in einer gängigen KiTa-Struktur geplant ist, z.B. zu gemeinsamen Mahlzeiten. Je nach Konzept werden die Eltern informiert und gerufen, wenn sich das Kind nicht vom Bezugserzieher trösten lässt. Der Betreuungsschlüssel ist teilweise höher als in anderen KiTas. Eltern sollten hier genauso achtsam sein wie bei jeder familienergänzenden Betreuungswahl , besichtigen und entsprechende Fragen stellen zu den Dingen, die ihnen wichtig sind, denn es handelt sich i.d.R. um private Anbieter, es gibt kein übergeordnetes Konzept (in Zukunft wird dies für einzelne Anbieter sicher kommen, wenn sie überregional tätig sind). Wesentliche Unterschiede zu den elterngestützten Formen sind: die Einrichtung muss öffentliche Auflagen erfüllen, erhält ggf. öffentliche Förderung analog einer Krippe oder KiTa. Um sie in Anspruch zu nehmen, müssen Eltern oft ebenfalls Voraussetzungen erfüllen, beispielsweise Berufstätigkeit oder Wohnsitz in einem bestimmten Ort oder Stadtteil. Und natürlich gelten hier dann Bildungspläne und Co. , man geht eine Erziehungspartnerschaft mit der Einrichtung ein, auch geht z.B. die Aufsichtspflicht für diesen Zeitraum über. Insofern sind da die Fragen wichtig: Welches Konzept wird verfolgt ? Wie wird das umgesetzt? Gibt es Ansichten oder Ansätze, die ich evtl. nicht mitgehen kann oder möchte? Auch altersmäßig ist man hier (eben durch die Förderung) in der Regel gebunden, häufig an den U3-Bereich, also die unter Dreijährigen. Der Coworking Space mit Kind ist ein Geschäftsmodell und beschäftigt im Allgemeinen angestellte ErzieherInnen. Außer den Eltern selbst wendet er sich auch an Unternehmen, für die die kurzen Wege etc. ganz praktisch im Sinne einer besseren Vereinbarkeit für ihre Angestellten oder Freelancer auch wichtig sind und mit denen man natürlich auch als Arbeitgeber oder Auftraggeber punkten kann. Insofern kann hier ggf. auch eine finanzielle Förderung von dieser Seite in Frage kommen. ->Bekanntere Beispiele sind Coworking Toddler, der demnächst in Berlin startet, und Modelle mit Tagesmüttern/Großtagespflege.

 

  • Rockzipfel-Büros / Familienbüros: quasi die „Erweiterung“ des Eltern-/Mütterteams. Hier betreuen die Eltern und ggf. Freiwillige / Ehrenamtliche /Großeltern/Schüler/Praktikanten reihum die Kinder, während ein Teil der Eltern arbeitet. Die Aufsicht etc. bleibt bei den Eltern. „Reihum“ kann hier wörtlich gemeint sein mit Abwechseln ca. alle 1-2 Std., wie es halt eben passt, oder halbtagsweise oder pro Tag. Die Kinder können jederzeit bei Bedarf zu ihren Eltern. Es gibt feste Räume, einige der neu entstandenen Rockzipfel sind auch in Familienzentren u.ä. untergebracht oder waren dies zumindest übergangsweise. Die „Mutter aller Rockzipfel“ sitzt in Leipzig und wurde bereits 2007 von Johanna Gundermann gegründet. Die Ausgestaltung ist teilweise etwas unterschiedlich; grundsätzlich steht aber die Bezeichnung „Rockzipfel“ dafür, dass die Betreuung der Kinder nicht als Notlösung selbst in die Hand genommen wird, sondern dass dies Teil des Konzepts ist, eben keine Fremdbetreuung einzuführen. Gundermann :“Ich hatte zwei Kleinkinder und wollte studieren. Fremdbetreuung kam noch nicht in Frage, wir wollten gerne erleben, wie unsere Kinder in dieser sensiblen Zeit aufwachsen und sie dabei begleiten. Ich wollte aber auch nicht den ganzen Tag Lego spielen. Ich dachte, wenn noch zwei, drei Freunde da wären, könnten wir uns in der Betreuung abwechseln, und die anderen könnten per W-Lan und Laptop wunderbar arbeiten.“ Für die Freiwilligen als Ergänzung ist einfach wichtig, dass ein liebevoller und vertrauensvoller Umgang vorhanden ist. Pädagogische Fachkräfte sind dazu nicht notwendig, eher sogar „hinderlich“: es soll eben gerade keine professionelle Beziehung sein, der Rockzipfel ist kein Geschäftsmodell mit Angestellten. Hinzu kommt natürlich, dass der Rockzipfel somit auch keine Auflagen einhalten muss, wie sie bei einer professionellen Kinderbetreuung gegeben sind – von der Gestaltung der Räume bis zu Portfolio und Bildungsplan oder wie alt die mitgebrachten Kinder sein „dürfen“. Dafür gibt es natürlich auch keinen KiTa-Gutschein oder TaMu-Förderung. Freiheit in alle Richtungen 😉 Schön ist, wenn der Rockzipfel zu einer Begegnungsstätte wird, im Sinne eines Familienbüros, mit persönlichen Kontakten und Beziehungen der Familien untereinander, dass ggf. Freundschaften entstehen, das Eltern-Kind-Büro auch z.B. für Stillgruppen etc. genutzt werden kann. Die Rockzipfel wollen wir uns im nächsten Artikel etwas näher anschauen und vorstellen 🙂 Vorrangig die in Deutschland, bzw. im deutschsprachigen Raum, über einen Link werdet Ihr jedoch auch einige Coworking Spaces mit Kind weltweit finden –mit deren Konzepten habe ich mich jedoch nicht näher auseinander gesetzt, teilweise dürften sie eher im kommerziellen bzw. Fremdbetreuungsbereich angesiedelt sein.

 

  • Family Workation: der Begriff „Workation“ kommt von den Digitalen Nomaden, also meist Webworker oder Menschen mit einem Online Business oder dezentraler Organisation, die ortsunabhängig arbeiten (link) und häufig auch auf der ganzen Welt unterwegs sind (auch Reisefamilien / Worldschooler). Es gibt mittlerweile auf der ganzen Welt Coworking Spaces, gerne auch am Strand und in wunderschönen Gegenden. Da kann jeder sich einbuchen, wie er mag – man kann sich aber auch im Sinne einer Workation verabreden bzw. ein Anbieter organisiert eine solche Workation, z.B. eben für digitale Nomaden. Und momentan gibt es die ersten Bestrebungen für solche Workations für Familien – für diesen Markt, für diese Gruppe gab es ja bislang eher nichts und die „normalen“ Coworking Spaces sind häufig eben nicht allzu kindgeeignet, egal, ob sie sich in Wiesbaden oder auf Bali befinden.Es gibt eine Facebookgruppe dazu: Facebook-Gruppe (einfach klicken und Mitglied der Gruppe werden), oder wenn Du nicht bei Facebook bist, kontaktiere Sebastian Kühn (oder über den Buch-Link hier oder in der Sidebar), der hier etwas allgemeiner über Workations schreibt, und/oder Christin Federer. (link) <-> Natürlich sind die nicht nur für Digitale Nomaden (oder allgemein ortsunabhängig Arbeitende) geeignet, sondern generell auch für selbständige Eltern (meist Solopreneure, also Mompreneure, Dadpreneure oder Mamapreneure und Papapreneure :-)). Wenn Ferien und Arbeit irgendwie nicht recht zusammenpassen, kann es da ja auch Wunsch oder Bedarf geben 😉

So, das war es für heute.   Hier der Artikel aus dem unerzogen magazin über Rockzipfel: Rockzipfel im unerzogen magazin   Teil 3 wird die Rockzipfel überwiegend in Deutschland behandeln und die einzelnen Initiativen kurz vorstellen.   Gibt es etwas, wozu Du Fragen hast ? Oder wozu Du Näheres wissen willst? Schick mir einfach über „Kontakt“ eine mail oder schreib Deine Frage in die Kommentare :-)!

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